Für zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen bilden städtische Rechnungsbücher die ideale Ausgangsbasis. Neben der Stadtgeschichte sind sie vor allem für sozial- und wirtschaftshistorische Fragestellungen von Bedeutung, aber auch kulturwissenschaftliche, rechtliche oder prosopografische Untersuchungen fußen auf dieser Quellengrundlage, die umfassende Einblicke in das inner- und außerstädtische Leben, Kommunikations- und Interaktionsstrukturen ermöglicht. Nicht zuletzt für sprachgeschichtliche wie namenkundliche Forschungen bieten die Texte eine breite Palette an Ansatzpunkten.
Um diesem facettenreichen Quellenmaterial von interdisziplinären Interesse gerecht zu werden, sollen in dem auf 36 Monate angelegten Kooperationsprojekt die sogenannten „Baumeisterbücher“, die Rechnungsbücher der Stadt Augsburg, digital erschlossen und online publiziert werden. Für die kommentierte Online-Edition sind die 67 Bände der Baumeisterbücher von 1320 bis 1466 vorgesehen. Bis auf einen, bereits defizitär erschlossenen Band werden damit die Bücher erstmals editiert und für die Forschung nutzbar gemacht. Erfassung, Kommentierung und Analyse werden mit FuD vorgenommen, das die kollaborative Forschungsarbeit gewährleistet und die Online-Publikation vorbereitet. Aufgrund des „native digital“-Ansatzes werden die Bände „work in progress“ online verfügbar sein, sodass eine zeitnahe Veröffentlichung abgeschlossener Bände gegeben ist.
Die Web-Präsentation der Baumeisterbücher wird nicht nur die orts- und zeitunabhängige Recherche erlauben, sondern auch zahlreiche zusätzliche, die Forschung unterstützende und bereichernde Funktionalitäten bieten. Die Transkription und damit die Volltexterschließung der bereits auf Mikrofilm vorliegenden Abbildungen der Baumeisterbücher werden mit dem Werkzeug Transcribo erfolgen. Die Online-Publikation wird die Verknüpfung mit den vom Stadtarchiv Augsburg bereitgestellten Mikrofilm-Abbildungen anbieten und anhand des Volltextes zahlreiche Textzugänge bereitstellen: Vielfältige Suchmöglichkeiten, Indizes und Glossare sowie Verlinkungen innerhalb des Portals und auf externe Online-Angebote, wie in Nachschlagewerke und Datenbanken, unterstützen die umfassende Recherche. Exportfunktionen in XML und PDF komplettieren das Angebot.
Der Forschungsschwerpunkt Historische Kulturwissenschaften der Johannes Gutenberg Universität Mainz wird die editorische Arbeit erbringen, das Trier Center for Digital Humanities übernimmt die Anpassung der verwendeten Programme FuD und Transcribo für mediävistische Anforderungen und die Universitätsbibliothek Mainz wird die Präsentationsplattform für die Online-Edition bereitstellen sowie für die nachhaltige Sicherung der Ergebnisse Sorge tragen.
Siehe auch: FuD, Transcribo